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Agile Methoden sind in aller Munde, und wenn es um die Implementierung geht, tauchen zwei Namen immer wieder auf: Scrum und Kanban. Beide Methoden haben ihre Stärken und Schwächen und damit verschiedene Einsatzgebiete. Doch welches Framework passt zu Ihrem Unternehmen? Ist Scrum besser für die komplexe Produktentwicklung oder bietet Kanban mehr Flexibilität im Tagesgeschäft?
In diesem Artikel erfahren Sie, welche Methode sich für Ihr Unternehmen eignet – und wie Sie möglicherweise beide kombinieren können, um das Beste aus beiden Welten herauszuholen.
Was ist Scrum?
Scrum ist ein Framework, das ursprünglich für die Softwareentwicklung entwickelt wurde, aber mittlerweile in vielen anderen Bereichen Anwendung findet. Es basiert auf festen Sprints, die in der Regel zwei Wochen dauern. In diesen Sprints muss das Team ein klar definiertes Ziel erreichen, dass es sich selbst gesetzt hat.
Ein Scrum-Team besteht typischerweise aus 3 Rollen: Product Owner:in, Scrum Master:in und das Entwicklungsteam. Die Product Owner:in legt fest, was erreicht werden soll und priorisiert die Reihenfolge der Themen. Die Scrum Master:in sorgt dafür, dass der Prozess eingehalten wird und hilft, Hindernisse zu überwinden. Außerdem fördert und fordert sie/er das Team, die bestmögliche Leistung zu erbringen. Und das Team setzt die Aufgaben um.
Scrum ist besonders effektiv, wenn es um komplexe Projekte geht, bei denen die Anforderungen erst nach und nach feststehen. Durch die kurzen Sprints können Teams flexibel auf Veränderungen und Neues reagieren und regelmäßig auch zu Zwischenergebnissen Feedback einholen. Das minimiert das Risiko, am Ende eines langen Entwicklungszyklus festzustellen, dass man sich die ganze Zeit in die falsche Richtung bewegt hat.
Was ist Kanban?
Kanban hingegen ist vor allem ein visuelles System zur Verwaltung von Arbeitsabläufen. Es gibt keine festen Sprints oder Rollen, wohl aber Planungszyklen, die jedoch individuell festgelegt werden können. Der Fokus liegt auf dem kontinuierlichen Fluss von Aufgaben. Aufgaben werden auf einem Kanban-Board visualisiert, das in verschiedene Spalten unterteilt ist.
Die einfachste Aufteilung ist „To Do“, „In Progress“ und „Done“. Je nach Arbeitsablauf ist es aber möglich und sinnvoll, etwas mehr Granularität abzubilden. Teams ziehen Aufgaben nach und nach durch den Prozess, wobei die Anzahl der parallelen Aufgaben durch eine WIP-Limitierung (Work In Progress) gesteuert wird. Bilden sich dabei „Staus“ im Prozess, ist das ein guter Hinweise beispielsweise auf Ressourcen-Engpässe. Zur Verbesserung dieser Engpässe können dann Lösungen gefunden werden.
Kanban ist ideal für Teams, die einen ständigen Strom von Aufgaben zu bewältigen haben, beispielsweise im Kundenservice oder der Produktion. Es ist weniger formal als Scrum und erlaubt mehr Flexibilität, da es keine festen Zeitvorgaben gibt.
Scrum oder Kanban – was passt zu Ihnen?
Die Entscheidung für Scrum oder Kanban hängt von mehreren Faktoren ab:
- Komplexität des Projekts: Wenn Ihr Projekt viele Unbekannte enthält und sich Anforderungen häufig ändern bzw. erst im Laufe des Projektes ergeben, ist Scrum die bessere Wahl. Die festen Sprints helfen, Struktur zu geben, und regelmäßige Feedbackschleifen sorgen dafür, dass Sie schnell auf Veränderungen reagieren können.
- Arbeitsumfeld: Wenn Ihr Team in einem kontinuierlichen Fluss arbeitet und keine klaren Phasen wie bei einem Entwicklungsprojekt existieren, bietet Kanban mehr Flexibilität. Es ist besonders nützlich in Abteilungen wie Marketing, HR oder Vertrieb, wo die Arbeit in einem ständigen Fluss von Aufgaben organisiert werden muss.
- Teamgröße und -struktur: Scrum funktioniert am besten in kleineren Teams mit klaren Rollen und bis zu 9 Teammitgliedern. Wenn Ihr Team groß ist oder Sie keine festen Rollen definieren möchten, ist Kanban möglicherweise die bessere Wahl.
Die Hybrid-Lösung: Scrumban
Warum sich für eines entscheiden, wenn Sie beide kombinieren können? Scrumban kombiniert das Beste aus beiden Frameworks und eignet sich hervorragend für Teams, die die Struktur von Scrum und die Flexibilität von Kanban benötigen. Sie können beispielsweise die Planung und die festen Sprints von Scrum übernehmen, während Sie das visuelle Board von Kanban verwenden, um den Fortschritt zu überwachen und den Fluss von Aufgaben zu steuern.
Fazit
Scrum und Kanban bieten jeweils einzigartige Vorteile, und die Wahl des richtigen Frameworks hängt von den spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens bzw. des Teams ab. Während Scrum Struktur und klare Rollen bietet, ermöglicht Kanban eine größere Flexibilität und eignet sich für Teams, die in einem kontinuierlichen Fluss arbeiten. Wichtig bei der Auswahl und Adaption ist es, dass Sie sowohl Ihren eigenen Bedarf und Ihre Rahmenbedingungen kennen als auch die Besonderheiten der Frameworks. Wer das „wofür“ kennt, kann das Beste aus beiden Welten nutzen.